Fällt vielleicht jemandem etwas an diesem Blogbeitrag auf? Wenn man einen aktuellen Browser benutzt, vermutlich nicht. Doch die Teaser-Grafik für diesen Beitrag ist nicht im altgewohnten JPEG-Format, sondern verwendet ein neueres Format.
JPEG ist technisch gesehen eigentlich kein Bildformat, sondern eine Sammlung von Methoden zur Bildkompression. Das heißt, die Farbinformationen sind nicht für jeden Pixel des Bildes einzeln gespeichert. Denn wenn ein Foto beispielsweise den blauen Himmel zeigt, muss man nicht im Bild hinterlegen “dieses Pixel ist blau, und das daneben ist blau, und das dritte ist ebenfalls blau, und…”. Stattdessen kann man spezielle mathematische Verfahren benutzen, um die Information des Bildes platzsparend abzulegen, und bei Bedarf das vollständige Bild wieder daraus zu rekonstruieren. Offiziell heißen diese Methoden “ISO/IEC 10918-1” oder “CCITT Recommendation T.81”. Da die Norm von der Joint Photographic Experts Group entwickelt wurde, spricht man im Alltag oft vom “JPEG-Format” oder von den Bildern als “JPEGs”.
Diese Kompression macht ganz schön etwas aus: Im Vergleich zu unkomprimierten Formaten benötigen mit JPEG komprimierte Bilder typischerweise um die 90% weniger Speicherplatz, bei nur geringem sichtbaren Qualitätsverlust. Der genaue Wert hängt unter anderem davon ab, welches Komprimierungsverfahren man genau verwendet, mit welchen Parametern und so weiter. Aber es geht noch deutlich besser.
JPEG wurde bereits 1992 vorgestellt. Entsprechend begleiten nach dem Standard koprimierte Bilder das WWW bereits mehr oder weniger von Beginn an. Seither wurden immer wieder neue Formate vorgestellt, die unter anderem mit noch besserer Kompression punkten sollen. Aber wirklich abgelöst hat JPEG bisher keines davon, auch nicht das von der Joint Photographic Experts Group selbst entworfene JPEG 2000.
Eines dieser verbesserten Formate ist das “AV1 Image File Format” oder kurz AVIF. Gegenüber JPEG produziert AVIF nochmal deutlich kleinere Bilddateien. Die Teaser-Grafik für diesen Blogbeitrag beispielsweise bringt als JPEG 91,6 KB auf die Waage, als AVIF gerade einmal 23,9 KB. Das ist eine erneute Ersparnis von rund 74%. Ganz so viel wie in diesem Beispiel sollte man jedoch nicht immer erwarten, typisch sind Einsparungen von “nur” um die 50%.
AVIF wurde von der Alliance for Open Media entwickelt. Diesem gemeinnützigen Industriekonsortium gehören viele große Player wie Amazon, Google, Intel, Microsoft, Netflix, Mozilla, Samsung, Facebook oder Apple an. Vorgestellt wurde das Format erstmals 2019, die aktuelle Version 1.1.0 stammt von April 2022.
Seit einigen Monaten können die wichtigsten Browser mit AVIF umgehen. Microsoft Edge unterstützt das Format seit Version 121, die im Januar 2024 veröffentlicht wurden. Google Chrome ist bereits seit Version 85 (vom August 2020) dabei, Firefox seit Version 93 (vom Oktober 2021). Laut CanIUse haben global betrachtet rund 94% aller Benutzer Browser, die AVIF unterstützen. Auch in dieser Website hält sich die Anzahl der Besuche mit Browsern, die nichts mit Bildern im AVIF-Format anfangen können, in engen Grenzen.
Auch wenn das Format bisher nur auf rund 0,3% aller Websites verwendet wird, sollte es insbesondere im Hinblick auf den mobilen Datentransfer einen Blick wert sein. Wenn man nur etwa halb so viel Bilddaten übertragen muss wie mit der altehrwürdigen JPEG-Kompression, kann man so einiges an Daten sparen. Nicht übertragene Daten saugen auch den Akku nicht leer, und so weiter.
Auf dieser Website verwenden wir deshalb ab sofort für neue Bilder das AVIF-Format. Bestehende Bilder planen wir nach und nach zu ersetzen. Um das bestmögliche Ergebnis auch für Benutzer mit älteren Browsern zu bieten, stehen außerdem responsive Images auf der To-Do-Liste. Die ermöglichen es (unter anderem), dasselbe Bild in verschiedenen Formaten zu hinterlegen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.
Natürlich bleibt die Entwicklung nicht stehen: Das Format HEIF hat einige Überschneidungen mit AVIF und bietet ähnliche Vorteile, wird aber außerhalb des Apple-Ökosystems praktisch nicht unterstützt. Auch die Joint Photographic Experts Group schickt mit JPEG XL wieder einen Kandidaten ins Rennen. Und Google schraubte zumindest bis Oktober 2022 an WebP2, einem Nachfolger für WebP, das sich nie großflächig durchgesetzt hat.
Im Moment erscheint uns AVIF die beste Wahl. Welches Format sich langfristig durchsetzt, oder ob wir am Ende auch die nächsten Jahrzehnte mit JPEGs bestreiten werden, wird die Zukunft zeigen.