Anfang der 1990er Jahre ließ ein gewisser Tim Berners-Lee ein Informationssystem auf die Menschheit los, das wortwörtlich die Welt verändern sollte: Das World Wide Web. Eines der zentralen Elemente des WWW ist der Link. Wenn man einen Text liest und dort ein Wort speziell markiert ist (beispielsweise blau unterstrichen), kann man diesen Link auslösen und wird zu weiteren Informationen geführt. Das Prinzip des Hypertexts war zwar als das Web aufkam nicht völlig neu, aber weite Verbreitung fand die Idee und eben der Link erst mit dem World Wide Web.

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Bis vor Kurzem hatten aber praktisch alle Links etwas gemeinsam: Sie wurden auf ein Ziel gesetzt, von dem der Autor des Ziels vorgesehen hatte, das es verlinkt wird. Links auf beliebige Ziele waren mindestens nicht trivial, teilweise gar nicht möglich. Will man beispielsweise eine bestimmte Aussage im achten Absatz eines längeren Texts verlinken, muss man hoffen, dass der Autor des Texts dort einen “Zielpunkt” vorgesehen hat, den man ansteuern kann. Zur Grundausstattung von HTML gehören beispielsweise sogenannte Anker:

<h2><a name="eine-zwischenueberschrift">Eine Zwischenüberschrift</a></h2>

Ein solcher Anker wird angesteuert, indem man den Namen in den Fragment-Teil der URL setzt:

https://meine-website.tld/der-artikel#eine-zwischenueberschrift

Seit langer Zeit ist es außerdem möglich, auf beliebige HTML-Elemente zu verlinken, wenn sie ein id-Attribut haben:

<h2 id="eine-zwischenueberschrift">Eine Zwischenüberschrift</h2>

In diesem Fall setzt man die ID des gewünschten HTML-Elements in den Fragment-Teil der URL.

Beides funktioniert wie gesagt aber nur, wenn der Autor der Webseite, zu der der Link führen soll, einen Anker bzw. ein id-Attribut vorgesehen hat.

Direkt auf das Fragment

Wie verlinkt man aber beliebige Stellen in einer Webseite, auch wenn der Autor dort kein Linkziel vorgesehen hat? Dafür verwendet man sogenannte Text Fragments, die seit einiger Zeit von immer mehr Web Browsern unterstützt werden. Laut caniuse.com, generell eine wertvolle Ressource für solche Fragen, stehen Textfragmente aktuell global knapp 90% aller Benutzer zur Verfügung. Die aktuellen Versionen von Google Chrome, Mozilla Firefox und Microsoft Edge etwa wissen mit Text Fragments umzugehen.

Für ein Textfragment benutzt man ebenfalls den Fragment-Teil der URL, allerdings in einer etwas komplexeren Syntax. Das Fragment wird eingeleitet mit :~: (Doppelpunkt, Tilde, Doppelpunkt). In der einfachsten Form folgen darauf text= sowie die URL-encodete Textstelle:

https://meine-website.tld/der-artikel#:~:text=mitten%20im%20text

Ein praktisches Beispiel: Im Wikipedia-Artikel über Madagassische Raubtiere steht ein Stück weiter unten der Absatz

Madagassische Raubtiere sind meist territoriale Tiere, die ihre Reviere mit Drüsensekreten markieren. Die Reviere sind wie bei Fleischfressern allgemein relativ groß, bei der Fossa beispielsweise können sie bis zu 26 km² umfassen.[4] Die olfaktorische Kommunikation mit Duftspuren spielt generell eine wichtige Rolle bei diesen Tieren, hingegen sind viele Arten leise Tiere, die wenig Laute von sich geben. Ausnahme sind die sozialeren Ringelschwanzmungos, die ein vielfältiges Lautrepertoire besitzen.

Um direkt auf die Textstelle “sind meist territoriale Tiere” zu verlinken verwendet man das Textfragment

:~:text=sind%20meist%20territoriale%Tiere

Die vollständige URL ist also

https://de.wikipedia.org/wiki/Madagassische_Raubtiere#:~:text=sind%20meist%20territoriale%20Tiere

und der schlussendliche Link sieht dann so aus.

Die meisten Browser scrollen, wenn man einen solchen Link ansteuert, direkt zur verlinkten Textstelle und markieren sie.

Darüber hinaus bieten Textfragmente noch weitere Möglichkeiten. Beispielsweise kann man angeben, was direkt vor oder direkt nach dem gewünschten Fragment stehen soll, falls der Zieltext die Textstelle mehrfach enthält. Man kann sogar mehrere Textfragmente im selben Link einfügen.

Und wem es im Alltag zu lästig ist, die URL von Hand zusammenzubasteln, für den stehen passende Browser-AddOns wie beispielsweise “Link to Textfragment” für Firefox oder für Chrome zur Verfügung.

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